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Land & Leute

Soshanguve, Südafrika - auf dieser Seite wollen wir versuchen, in wenigen Zeilen einen Eindruck von dem Leben zu vermitteln, wie es die Kinder und Jugendlichen des Kgomotso Children Centre und ihre Familien täglich leben.

Südafrika

Unberührte Natur und wilde Tiere. Vom Kap der guten Hoffnung und dem Tafelberg über die Kalahari-Wüste und die Drakensberge bis hin zum Hochplateau, das sich bis zum Krüger-Nationalpark im Osten des Landes erstreckt. Das Land Nelson Mandelas, Nationalheld und erster schwarzer Präsident Südafrikas. Das Land, welches noch bis 1994 von einer weißen Minderheit beherrscht wurde. Am besten bekannt als "Apartheid" sind die Auswirkungen dieser Zeit, der Politik der Rassentrennung und weitreichenden Diskriminierung der "nicht-weißen" Bevölkerung bis heute im Alltag sichtbar.

Die Regenbogennation, in der Fläche etwa dreieinhalbmal so groß wie Deutschland, befindet sich am südlichen Ende des afrikanischen Kontinents. Die elf Landessprachen spiegeln die große Anzahl an Völkern wieder, die in dieser Region ihr zu Hause gefunden haben. Es ist ein "junges" Land: Knapp die Hälfte der 50 Millionen Einwohner sind jünger als 24 Jahre. 80 Prozent der Bevölkerung sind Schwarze.

Es ist aber auch ein Land, das geprägt ist von einer riesigen Kluft zwischen Reich und Arm. Die Ungleichverteilung ist eine der größten weltweit. Nur wenige Menschen profitierten vom wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahrzehnte. Infolgedessen ist die Jugendarbeitslosigkeit ein zentrales Problem. Weit mehr als die Hälfte der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren haben keine Arbeit. In den Townships ist es kaum möglich Arbeit zu finden. So, ist es nicht weiter überraschend, dass jeder dritte Südafrikaner unter der Armutsgrenze lebt und die Lebenserwartung bei unter 50 Jahren liegt. Davon sind Menschen aus Townships eher betroffen, als diejenigen, die in der Stadt leben. Hinzu kommen Probleme wie Kinderhandel, frühe Schwangerschaft und häusliche Gewalt.

Was ist überhaupt ein Township?

Im Zuge der Rassenideologie des Apartheidregimes entwickelte sich in der herrschenden Minderheit die Auffassung, jede Bevölkerungsgruppe solle in ihnen eigens zugeteilten Gebieten angesiedelt werden. Zynisch wurde von der „Politik der guten Nachbarschaft“ gesprochen. Systematische Enteignungen und Zwangsumsiedlungen waren die Folge. Während sich die weiße Minderheit in den Innenstädten ausbreitete, wurden alle anderen an den Rand oder außerhalb der Städte gedrängt – die Townships waren geboren. Schäbige Wellblechhütten und eine praktisch nicht vorhandene Infrastruktur bestimmten das Bild dieser Siedlungen. Nach dem Ende der Apartheid verharrten viele Menschen in den Townships, an dem kleinen Flecken Land, der ihnen geblieben war. Das wohl bekannteste Township ist Soweto (South Western Township) südwestlich von Johannesburg.

Und dann ist da noch die Krankheit, unter der Südafrika wie kaum ein zweites Land dieser Welt wirtschaftlich wie demografisch leidet: HIV und AIDS. Über sechs Millionen Erwachsene leben mit dem HI-Virus (Prävalenzrate 18%). Viele lassen sich erst gar nicht testen, da sie Angst vor einer Stigmatisierung haben. Lange Zeit erfolgte keine Aufklärung über die Krankheit und immer noch sterben mehr als 200 000 Menschen allein in Südafrika jedes Jahr an den Folgen von HIV und AIDS. Kinder und Jugendliche wachsen häufig bei Verwandten, in Einrichtungen für AIDS-Waisen oder alleine auf der Straße auf, weil ihre Eltern nicht mehr leben.

Soshanguve

Auch im Township Soshanguve bestimmen diese Probleme das alltägliche Leben. Wie Pretoria und Johannesburg liegt es auf einem Hochplateau. Sehr trockene Winter (fast ohne Regen) und Nächte mit Temperaturen um den Gefrierpunkt sind charakteristisch für diese Region. In den Sommermonaten ist es heiß, Regen fällt vor allem Anfang des Sommers im Dezember und Januar. Geschätzt leben rund eine halbe Millionen Menschen in Soshanguve. Nachdem es 1974 in Zeiten der Apartheid aus dem Boden gestampft wurde, waren vor allem Menschen aus dem Stamm der Sotho, Shangaan, Nguni und Venda aufgefordert sich hier niederzulassen. Aus diesen Volksgruppen setzt sich auch der Name Soshanguve zusammen.

Heute gibt es auch in Townships reichere und ärmere Stadtteile. Seit Jahren bemüht sich die südafrikanische Regierung auf hartnäckiges Drängen der Bevölkerung, die Situation in den Townships sukzessive zu verbessern. Soshanguve hat in den letzten Jahren viele, oft brutale Aufstände der Bevölkerung erlebt, da diese nur auf diese Weise eine Möglichkeit sahen, sich mit ihren Problemen Gehör zu verschaffen. Dabei ging und geht es um das Recht auf eigenes Land, um die Versorgung mit Elektrizität und Wasser, um die Einrichtung eines Abwassersystems oder um die Verbesserung der Wohnsituation. Vielerorts weichen die bekannten Wellblechhütten nach und nach kleinen Sozialwohnungen, die das Bild der Townships verändern. Es ist ein kleinschrittiger und mühsamer Prozess, der immer wieder unterbrochen und von vielen Vorschriften begleitet wird. Es gibt erste Anzeichen einer Verbesserung der Situation, doch kann sie nicht über die eklatante Not hinwegtäuschen, die nach wie vor im Alltag dieser Menschen besteht. Immer wieder fällt plötzlich und manchmal tagelang unvermittelt die Stromversorgung aus. Gleiches gilt für die Wasserversorgung. Fällt diese aus, haben viele Menschen kein Wasser mehr, das sie trinken können. Dabei ist dieses Wasser ohnehin stark belastet und verunreinigt.

Die hohe Arbeitslosigkeit, der schlechte Gesundheitszustand und die fehlende Ausbildung vieler Menschen halten eine Armut aufrecht, aus der es kein schnelles Entkommen gibt. Überall begegnet man Menschen, die sichtbar Hunger leiden. Es mangelt an einer hoffnungsvollen Perspektive für diese Menschen. Daher lassen sich viele Menschen zu kriminellen Handlungen hinreißen – sexueller Missbrauch und Gewalt sind allgegenwärtig, Kinder davon nicht ausgeschlossen. Andere flüchten sich in den Konsum von Drogen, um dem Elend des Alltags zu entfliehen. Townships sind oftmals auch Wirkungsfeld vieler traditioneller Heiler und Pastoren, die sich berufen fühlen, den Menschen Heil und Erlösung in Aussicht zu stellen, sich aber mitunter auch an ihnen bereichern.

In diesem Umfeld hat es sich das Kgomotso Children Centre zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen und sie durch passende Angebote in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung zu unterstützen und weiterzubringen. Die individuellen Talente der Kinder zu entdecken und zu fördern, ihr Selbstbewusstsein und ihren Selbstwert zu stärken und sie auf ihre Zukunft vorzubereiten ist zentrales Anliegen der Organisation. Hinzu kommt die Versorgung der grundlegenden Bedürfnisse in Form von täglichen Mahlzeiten, die im Kgomotso Children Centre zubereitet und ausgeteilt werden.